Die Arbeit nikki (jap. Tagebuch) nimmt eine Gegenposition zu den aktuellen Trends Life-Logging, Quantified Self und Wearable Computing ein. Deren Sinn ist es, zunehmend alle Aspekte unseres privaten und sozialen Lebens zu erfassen, zu digitalisieren und zu archivieren: Unsere Biografien schreiben sich von selbst.
Dem entgegengesetzt stellt nikki Achtsamkeit und Erinnerungsvermögen des Menschen in den Mittelpunkt. Dazu wird dem Benutzer durch den Apparat ein abendliches Ritual angeboten, das den Menschen bei regelmäßiger Anwendung aufmerksamer durch den Tag gehen lässt.
Angelehnt an die japanische Gedichtform des Haiku fordert die kleine Box von ihrem Benutzer die Formulierung einer kompakten Essenz des Tages. Diese wird am Abend in den Apparat hineingesprochen und wächst sogleich in Form eines Textes auf einem Papierband aus dem Kästchen heraus.
Um eine Tages-Essenz einzusprechen muss der push-to-talk Knopf auf der Oberseite des Kästchens gedrückt werden. So lange der Knopf gedrückt gehalten wird, hört nikki zu. Ein leuchtender Ring am Knopf signalisiert zudem die aktive Aufnahme.
Die Hauptbausteine im Innern des Kästchens sind ein Raspberry Pi Microcomputer und ein kleiner Thermodrucker. Die Steuerungssoftware wurde in Python entwickelt. Die Umwandlung der eingesprochenen Aufnahmen in Text erfolgt durch den Webservice der google-speech-API.
Im Schulterschluss mit den lieben Kollegen vom relativ kollektiv wurde nikki im September 2016 im Leipziger Tapetenwerk in etwas gelösterem Kontext Besuchern zum Ausprobieren ausgestellt.